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Jagd und Natur  in Worten fühlen

Heribert Theis

 

Jagd und Natur in Worten fühlen

Freier Gefühle Sehnsucht stillen

Eins zu sein mit der Natur

Und edler Jagd, tief innen nur

Still verweilen, ganz allein

Mit sich und den Gedanken sein

In Besinnlichkeit vertiefen

Und alles als Geschenk genießen

Nach eignem Wunsch und eignem Willen

Jagd und Natur durch Worte fühlen.

 

 

Der Baum

Walter Heil

 

Ein Baum mit vielen Jahresringen

ist sehr stattlich von Gestalt.

In seiner Krone Vögel singen

ein Pfeifkonzert im grü̈nen Wald.

 

Er hat so manchen Sturm bestanden,

seine Rinde grindig gar.

Seine Wurzeln standhaft halten

ihn aufrecht in der Bäume Schar.

 

Schlagreif ist er nicht solange

er tapfer trotzt der Sturmgewalt.

Der Baumgesellschaft ist nicht bange,

denn er wird ü̈ber hundert Jahre alt.

 

So ist der Baum noch voller Leben,

er spendet es auch Jahr fü̈r Jahr.

Wir Menschen sollten dafü̈r geben

Respekt und Achtung immerdar.

 

 

Warnung

Hermann Knoblich

 

Seit vielen Jahren hat sich hier

zu Biber, Hase, Reh

und manch anderem Getier,

in diese unsere schöne Welt

ein neues Säugetier gesellt.

 

Vom heimischen Wild wird es gemieden,

der alte Brehm hat’s nicht beschrieben

und doch – das ist kein Jagdlatein –

hurra es lebt das Seenschwein.

 

Es kommt bepackt mit Picknicktaschen

um sich’s am See bequem zu machen.

Packt ’s Essen aus, aus tausend Hüllen

um sich danach den Bauch zu füllen

und fängt ab hier schon an zu müllen.

 

Zieht es dann weiter, vollgefressen,

sieht man genau wo es gesessen.

Plastiktüten, Dosen, Flaschen

hat es einfach liegen lassen.

Und lieber Freund – du siehst es hier –

so wie es aast, so aast kein Tier!

 

 

Am Anfang war der Wunsch

Christian Knopf

 

Noch frisch war ich als „Innehaber“

des Jagdscheins. Eben abgelegt

die Prüfung, unerfahren, aber

schon ziemlich von dem Wunsch geprägt,

 

alsbald, und da wird keiner lachen,

wer jagdlichen Erfolg genießt.

Waidmännisch heißt das „Strecke machen“,

indem man viele Rehe schießt.

 

Mein erster Ansitz in der Schneise

für An- und Abflug dort im Moos

bei München in korrekter Weise.

Zunächst einmal ist nicht viel los,

 

nur „große Vögel“. Ob sie stören?

Fest steht: Die „Vögel“ sind nicht frei,

ob Boeing, Airbus, gut zu hören,

doch das ist ziemlich einerlei.

 

Und nun, urplötzlich: Diese Fläche,

an der ich sitze wird gequert,

von einem „guten Bock“, ich steche

den Abzug. Doch bleibt unversehrt

 

die Kreatur, denn ich entscheide,

dass es mich heut noch nicht so treibt.

Der Bock und ich, wir freun uns beide,

dass heut mein Finger grade bleibt

 

trotz „erstem Mai“. Ich wollte schauen,

nicht schießen. Das hat mich geprägt.

Den Bock, Dank an mein Selbstvertrauen,

hab ich am nächsten Tag erlegt.

 

Auch später noch ist das geschehen,

bis 30 Stück auf einem Platz,

still sitzend, habe ich gesehen.

Dies war dazu mein letzter Satz.

 

 

Der schwarze Ritter

Bruno Maurer

 

D i e  M e n s c h e n

Im Schein der roten Abendsonne,

steigen drei in ihrem Wahn,

frohen Herzens und mit Wonne,

den Weg hinauf zum kleinen Hahn.

 

Der Anderl schon mit grauen Haaren,

beim Peter wird das Haupt schon schütter,

sie wollen seh'n wie Hahnen paaren,

wollen seh'n den schwarzen Ritter.

 

Vor der Hütte glitzert hell der Schnee,

Holzknechtfrigga wird gekocht,

gemütlich wird’s bei Schnaps und Tee,

an den Kerzen zischt der Docht.

 

Weckerrasseln, endlich Morgen,

schweren Hauptes man sich erhebt,

vergessen sind die Alltagssorgen,

als man hinauf zum Balzplatz strebt.

 

Gut getarnt mit Fichtenzweigen,

man sieht nur Peters Hirschenbart,

erwartet man den Hahnenreigen,

der Morgenwind, er flüstert zart.

 

Da bricht die Ruh, ein leises 'Rrischt'

unnatürlich ist sein Laut,

vielfach übers Aug' gewischt,

kein Hahn zu seh'n, der Morgen graut.

 

Da, schon wieder, hinter uns,

das ist Peter, schlafend hockt er,

und gibt als guten Morgengruß,

Balzeslaut aus seinen Brocker.

 

 

D i e  H a h n e n

Da, auf einmal, wie der Blitz,

ein Angriff, wie aus and'ren Zeiten,

stürzt der Hahn vor uns'ren Sitz,

sichert hin nach allen Seiten.

 

Erblickend Mitbewerber in der Runde,

kein Feind vor dem man flüchten muss,

gockernd machen Hennen Kunde,

dass sie bereit zum Liebeskuss.

 

Geduckt geht er in Kampfesstellung,

die Rosen leuchten blutig rot,

das schwarze Schild, des Kampfes Nennung,

wer mit mir kämpft, der ist schon tot.

 

Blasend, fauchend zieht er seine Fährte,

die Krummen liegen an am Schnee,

hier bin ich – und das gehörte,

geht tief ins Herz als Liebesweh.

 

Müd und stolz, ein wahrer Recke,

erhaben männlich steht er da,

auf der grauen Felsenecke,

die zuerst die Sonne sah.

 

Unbeweglich, wie im Gebet,

demonstrierend seine Macht,

das Spiel ganz leis vom Wind beweht,

zeigt er nochmals seine Pracht.

 

Er reitet ab – zurück bleibt Stille,

vom Tal bis auf zum hohen Grat,

Hubertus weiß, es war sein Wille,

was er uns hier geboten hat.

 

 

Nur zugeschaut

Peter Wilz

 

Sah Jungjäger ein Rehlein stehn,

Rehlein auf der Heiden.

War so lieblich anzusehn.

Ja, er konnt es leiden.

 

Förster hat dem zugeschaut

auf der Leiter weiter.

Hat ihn fast vom Sitz gehaun.

Keifte später weiter:

 

„Warum schaust dem Reh du zu?

Willst du keine Beute?

Warum hast du Hahn in Ruh?

Abschuss, das zählt heute!“

 

„Bei der letzten Treibesjagd

haben wir zu viel geschossen,

darum, das sei dir gesagt,

hab ich dies genossen!“

 

 

Ohne Beute

Marcel Notter

 

Ein Ansitz ganz ohne Gewehr

Nur Fernglas, Wein und Verzehr

Ohne Absicht auf Beute und Wild

Nur mit friedlichen Sinnen und mild.

 

Der Bock zieht von dannen im Feld

Der Fuchs schnürt stolz wie ein Held

Herr Grimbart verlässt eilig sein Heim

Der Jäger gönnt sich einen Schluck Wein.

 

Er weiss um die Ordnung der Welt

Dass Beute alleine nichts zählt

Nicht vergebens er war auf der Hut

Der Anblick ist Belohnung genug.

 

 

 

Überwindung

Hans H. Milles

 

Nur wer es vermag, sein Herz über

Zivilisatorische Hindernisse zu werfen,

Der wird die Natur und auch den

Sinn der Jagd verstehen.

 

 

Jägers Gefühlswelt

Hans H. Milles

 

J ä g e r s   G r u n d s a t z

Nur Bescheidenheit, mitunter Verzicht

Zeigen der Jagd ihr ehrlich Gesicht.

 

J ä g e r s   B i t t e

Jeder Tag ist neu und herrlich

Mit Dir, gelobte grüne Welt,

Der Gebete oft so spärlich,

Meine Liebe wahrlich zählt!

 

Angespannt in vielen Stunden,

Mit Aug und Ohr in Deinem Bann,

Hier hab ich die Ruh gefunden,

Nimm mich auf, Du schöner Tann!

 

 

Jagerische Limericks I

Stefan Renner

 

V e r l o r e n e r   S c h a t z

Wo Fuchs und Has „Gut Nacht“ sagen

sah man höchstens mal den Jäger jagen

die einstmals ruhigsten Plätze

des Jägers liebste Schätze

sind als Rummelplatz zu beklagen.

 

W e r t e r h a l t u n g

Natur und Kultur sind doch das Beste

kämpfen wir noch um die Reste

wenn wir lyrisch sie beschreiben

jagdliche Poeterei betreiben

für uns ist es immer noch das Beste.

 

 

Komm über mich

Marlene Schenck

 

Komm über mich Du lieber Wald

zerrausche meine Sorgen

lass alles überschüttet sein

mit dem was ich verloren

erhebe deine Stimme sacht

und singe mir dein Lied

ich atme ein und geb mich hin

welch Glück dass es Dich gibt.

 

 

Der verlorene Fuchs

Stefan Schulze Beiering

 

Ich kann den Fuchs nicht finden,

ich schaue hin und her.

Er kann doch nicht verschwinden,

doch, kann er.

 

Es war doch diese Stelle,

hier fiel er aus dem Schuss,

so dass ich sein Gefelle

nun sehn muss.

 

Hier müsste er doch liegen -

ich seh nur grünes Gras.

Ich dachte ihn zu kriegen,

nun das.

 

Ich schau noch weiter oben,

ich äuge wie ein Luchs,

und wirklich: Rote Roben,

mein Fuchs.

 

 

Schnappschuss auf dem Land

Olivier Theobald

 

Das dumpfe Geräusch der Kühe

beim Fressen des frisch gemähten

Grases, wenn bereits in aller Frühe

die Bauern mit den Fachgeräten

 

zum ersten Melken erschienen

sind. Die leisen Rufe und Befehle.

Der Rhythmus der Melkmaschinen

im Takt mit der eignen Seele.

 

Die Wiese am Rand der Fichten,

wo drei Stück Rehwild äsen ohne

Störung nicht weit von einem dichten

Busch wie in einer Friedenszone –

 

 

Jägers Wintertraum

Ludwig Thoma

 

G e w i d m e t  m e i n e m  V a t e r

 

Wenns Winter is, da Woid vaschneidt,

ziagts mi naus, end Einsamkeit.

Da Schnee glitzat, da Himme lacht,

a Geschenk wias grod d’ Natur uns macht ….

 

Zwoa Spurn im Schnee, und dort, de Bruck ….

Mei Kindazeit steht auf, kimmt zruck.

Seg mi wia frühe neban Vater geh,

meine Füaß warn kurz und diaf da Schnee.

 

An ganzn Weg hob i blos gfragt

und er hod mia hoit so vui gsagt.

„Warum Bab is da Schnee so koit,

wieso is jetzt so stad im Woid?“

 

„Wos sandn des für Spurn im Schnee,

warum duats wahn, obm auf da Heh …?“

„Wieso duats schneim und warum gfriern …?“

„Du Bab, wos moanst, dern d’ Rehlein friern

 

Da Bab erzählt, mei kloans Herz glüht,

lang is da Weg … i wer nia müd!

Zu schnei san damals d’ Johr vaganga

und irgendwann san mia zwoa nimma ganga

 

Doch oans is gwiss, i woas ja boid,

zoag i meim Bum an Wintawoid.

Geh andre Weg doch grod a so,

wias mei Vata hod mit mia scho do.

 

 

Der neue Hund

Erwin Schwemmer

 

Wenn man an einen Jagdhund denkt,

sehr bald man seine Schritte lenkt

zu einem Züchter, der weit weg!

Das hat allein den einen Zweck,

dass man den Hund, ist man ihn leid,

nicht rückwärts bringt, das wär zu weit!

Man konnte ihn zuerst noch knuddeln,

dann fängt er an, ein Loch zu buddeln.

Beim zehnten hat man ihn noch lieb,

beim elften setzt es einen Hieb.

Darauf hat meist der Garten Ruhe.

Sieh da – nun frisst das Hündi Schuhe,

und auch der Gartenschlauch – seht doch,

sprüht nicht mehr nur aus einem Loch.

Das war der Hund, der Schwerenöter.

Ab heut heißt er auch schon mal „Köter”!

Ganz selten pischt er in die Stube,

noch selt’ner fehlt die Zahncrem-Tube,

doch schaut, durch konsequente Pflege

bringt man ihn auf die richt’gen Wege.

Beim Schuss zuckt er nicht mal ein bisschen,

auch „Bleib!” klappt schon, mein liebes Lieschen.

Die erste Suche war famos,

jawoll, nun ist die Freude groß.

Gar bald hört man in weiter Runde:

Ich hab den besten aller Hunde!

 

 

Natur

André Knipp

 

Natur, die du Seele mir berührend,

als Waidgerechter oder federführend,

mich banntest schon vor Jahr und Tag,

was wär ich ohne dich, ich frag‘.

 

Wenn sinnend an manch grauen Tagen,

mit Feder, Tinte und Papier,

mich der Gedanke nur lässt jagen,

füllst du des Jägers Rucksack mir.

 

Und wieder ist da Maienmeer.

Der Welt die schönsten Farben.

Wo nimmst, Natur, die Kraft du her

für all die guten Gaben?

 

Halt stets nach dir die Augen offen.

Seh dich in Werden und Vergehn.

Es kann der Tod auf Leben hoffen,

gibst du, Natur, mir zu verstehn.

 

 

Einblicke

Ottokar G. E. Wagner

 

Der Wald

mit seiner Stille

hilft uns

in unsere Seele zu blicken.

 

 

Erntedank

Alfred Bruske

 

Wie ging der Sommer doch so schnell dahin.

Nach Abschied und nach Scheiden steht mein Sinn.

Die munteren Schwalben sind gen Süden schon geflogen

und erster Morgennebel kommt heraufgezogen.

 

Es hat der Garten uns in diesem Jahr so reich beschenkt,

mit Früchten, deren Samen wir im Frühling in die Erd gesenkt.

Wie haben auch die Bäume reich getragen,

so bleibt uns auch kein Grund in diesem Herbst zu klagen.

 

Der Felder Früchte hat der Bauer schon geborgen,

ums täglich Brot muss sich der Mensch nicht sorgen.

So ist es hier wohl alles gut bestellt,

und doch verhungern anderenorts die Menschen in der Welt.

 

Es gibt Ihn noch, der Sonne und den Regen schenkt,

der seinen Segen über unser Land gesenkt.

Es braucht der Mensch nicht zu verzagen,

beschämt bleibt uns, Ihm hier und heute Dank zu sagen.

 

 

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